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Vegan und Glutenfrei in

Costa Rica

Das erste Mal seit sechs Jahren habe ich meinen Rucksack gepackt und den den Kontinent verlassen. In meinen 20ern war Reisen mein Leben. Selbst wenn ich daheim war, war ich mit meinen Gedanken bei der nächsten Reise. Nach ein paar Erdungsjahren in Wien nutze ich nun meine Bildungskarenz um mich wieder ein bisschen mit meinem „alten Ich“ zu verbinden, ein bisschen Tropenluft zu schnuppern und neue Inspirationen für meine Küche und allgemein fürs Leben zu finden.
Der Unterschied zu früher ist, dass ich diesmal ein Rückflugticket habe und „nur“ etwas über 5 Wochen Zeit, und das meiste ist geplant. Außerdem habe ich den schnellsten und direktesten Flug gewählt statt dem billigsten, der über fünf Ecken fliegt. Die Umwelt und die Bequemlichkeit und so. 
Was auch anders ist: Mittlerweile bin ich vegan und glutenfrei. Das ist oft im Heimatland schon eine Herausforderung und ich war sehr gespannt wie das so wird mit dem Essen. Die ersten Tage war ich in Dominical auf der Pazifikküste und war ich fast überfordert mit der Auswahl. Fast jedes Restaurant bietet vegane Speisen oder Variationen an. Und sogar glutenfreies Brot gibt es. Das ist bestimmt nicht in allen Orten so, aber hier gibt es sogar einen Biomarkt mit einen ganzen Tiefkühler mit veganen Produkten.

Aber eigentlich braucht man das alles gar nicht. 
Ich könnte mich hier locker nur von Früchten ernähren.
Und die gibt es immer. In unglaublicher, saftiger Fülle!

Jeder der schon mal eine Mango frisch vom Baum gegessen hat, weiß wovon ich spreche. Das Obst hier hat nichts mit den tropischen Früchten zu tun was wir in Europa im Supermarkt bekommen. So gut alles und die Auswahl ist mega. Sogar mein Lieblingsobst Mangosteem wächst in Costa Rica! Man muss allerdings genau schaun, weil oft gibt es auch importierte Früchte(aus irgendeinem seltsamen Grund).

Costa Rica ist unglaublich wunderschön. 
Um die Schönheit zu erleben muss man allerdings erstmal weit weit weg aus San José, der Hauptstadt deren Charm ich noch nicht  gefunden habe. (Ich werde ihr am Ende meiner Reise noch eine Chance geben. Aber was man in Costa Rica eigentlich sucht und findet ist die Natur. Und sobald man im Bus sitzt dauert es nicht lange und schon fährt man durch dichten, bunten Regenwald, überquert wilde Flüsse und sieht alle zwei Meter einen neuen Vogel den man noch nie vorher gesehen hat. Die Kraft der Natur hier ist wirklich einzigartig! Ein bisschen erinnert es mich hier an Indonesien, mein absolutes Lieblingsreiseziel – bis jetzt. Daher fühle ich mich schon fast zu Hause. 

Die ersten Tage hat es vielleicht auch daher sehr gebrodelt in mir. Ich kann nicht beschreiben was das Reisen für mich bedeutet hat früher. Es war der Ursprung so vieler Dinge in meinem Leben. Verbindungen, Freundschaften, Inspirationen. 
Aus meinen Reisen schöpfe ich so viel meiner Kreativität in der Küche und auch in anderen Bereichen. Denn Reisen öffnet den Geist, füttert dein ganzes Sein mit neuen Blickwinkeln,  Ideen und unglaublichen Geschichten. Nebenbei bringt es so viel Freude, Leichtigkeit und Freiheit, dass man oft nicht weiß wohin mit seinem Glück. Und immer wieder wird einem bewusst, wie wenig man eigentlich braucht und man lernt so viel über sich und seine Bedürfnisse. Jetzt bin ich wieder hier mit den Füßen in meinem geliebten Meer, die Sonne leuchtet freudvoll und gnadenlos vom Himmel. Die Kokosnusspalmen bewegen sich langsam in der Meeresbrise. Ich liebs einfach.

Aber es ist nicht nur die Natur und das Essen, das mich so fasziniert. Es sind auch die Menschen die ich treffe am Weg. Die Locals vor allem, aber auch andere Reisende. Man begegnet so einer Fülle and Welten, die einem so sehr helfen seine eigenen Ansichten zu lockern, neue Wege zu betreten und viel mehr zu lernen über die Welt als von jedem Nachrichtensender. Am Weg von San José nach Dominical hab ich beim Ticketkauf am Schalter eine Frau kennengelernt, die vor kurzem aus Israel geflüchtet ist. Manche unserer Gespräche während der 4 stündigen Fahrt waren zwar teilweise sehr schwer zu verdauen, aber ich hab so viel gelernt über die Israelische Kultur und auch über die momentane Situation. Jeder Mensch den man trifft hat eine eigene Story und viele Geschichten zu erzählen, vor allem wenn schon länger unterwegs. Ich reise am liebsten alleine, weil man so einfach mehr Leute trifft. Manche beim gemeinsamen Essen im Hostel, andere beim Strandspaziergang. Am zweiten Abend in Dominical saß ich mit einer lieben Gruppe von Leuten beim Lagerfeuer am Strand und hab mir überlegt ob ich mir gleich hier ne Hütte bauen soll. 😉

Zurück zum Essen. Ich muss zugeben ich hatte eine etwas blauäugige Vorstellung von Costa Rica in der Hinsicht, dass ich mit mehr Bio-Anteil der Lebensmittel gerechnet hätte. So ganz Bluezone Öko ist es dann doch nicht. Aber das wird schon. 
Man muss also bisschen suchen, wenn man Bio-Produkte kaufen will. In Touristenorten wie Dominical wie gesagt, kein Problem. Die Preise sind allerdings sehr amerikanisch. Allgemein ist Costa Rica nicht unbedingt ein günstiges Pflaster. (Beispiel: ein Essen im Restaurant kostet meist so um die 14€., eine Nacht im Hotel so ab 50€, Hostel ab 15€) Was ein riesen Kontrast ist zur relativ armen Bevölkerung. So wie in Asien ist es hier leider auch so, dass man ein fancy Yoga Retreat Center neben Wellblechhütten findet. Fühlt sich immer nicht so gut an.
Najaaa. Eigentlich wollte ich übers Essen erzählen.
Also es gibt prinzipiell vor allem in den größeren Orten eine gute Auswahl an Restaurants wo man auch vegane Speisen findet. Zum Beispiel Indische Lokale, die immer gut sind für Veganer*innen, aber in den Turiorten eben auch hipster Restaurants und Cafés mit Smoothies, Avocado Bagel und Granola Porridge.
Kostet hald.

 

Aber es kann auch viel einfacher gehen. Tatsächlich ist eine Version des Nationalgerichts „Casado“(was „verheiratet“ bedeutet^^) tatsächlich vegan. Halleluja und ich sag euch was, es ist mega lecker. Ich hab ein paar Tage gebraucht ehrlich gesagt um mich dafür zu öffnen, weil der Gedanke an Reis mit Bohnen und Gemüse jetzt nicht unbedingt gleich meine Aufmerksamkeit erregt hat. 
Es ist simple, raffiniert und lecker. Costa-ricanische Hausmannskost sozusagen. Wenn es gut gemacht ist. Ich glaube ich hatte eher Glück, denn im Normalfall sind die Ticos eher in der Fleischzubereitung bewandert, wie ich gehört habe. Aber in meinem Lokal war das Gemüse gut gewürzt, hauptsächlich mit Pfeffer, aber so gut abgerundet. Der Salat mit Limettendressing verwöhnt, und dazu gibt es noch gebratene Kochbananen, Avocado und schwarze Bohnen, die mir als nicht unbedingter Bohnenfan sogar wirklich gut geschmeckt haben. Andere überall vertretene Gerichte sind z.B. „Gallo pinto“ -eine Art Bohnenrisotto, werde ich demnächt mal testen. Und dann gibt es ja noch Mais Tortillas und Tacos. Wenn man nicht glutenfrei ist, wird es allgemein leichter. 
An jeder Ecke gibt Bäckerein mit riesen Auswahl.

Man darf sich also als versorgt wissen in Costa Rica wenn man als Veganer*in auf Reisen geht. Wenn man aber wirklich gut essen möchte, und wirklich wissen will was drin ist, ist man mit selber kochen vermutlich auf der sicheren Seite(vorausgesetzt man hat entsprechendes Talent ;9 ).
Ein Reisetipp ist (egal wo man ist) eine Tupperbox und einen Löffel mitzunehmen. So kann man auch für längere Busfahrten vorkochen. Denn die kleinen Raststätten sind dann eher Fleisch- und Junkfoodlastig. In den Hostels hat man meist Zugang zu einer Küche (sehr zu empfehlen auch um das Börserl zu schonen)
Hier gehts zu einem leckeren Quick-Lunch Rezept aus der Hostelküche. 😉

Ein weiterer Tipp, den ich diesmal leider selbst vergessen habe, ist sich eine Reise-Gewürz Sammlung anzulegen. Denn sonst muss man entweder nur mit Salz und Pfeffer würzen, oder teuer Gewürze kaufen und dann rumschleppen. Gewürze sind nämlich nicht nur gut für den Geschmack, sondern auch für die Verdauung. Und dass ist gerade dann super, wenn man in neue Länder reist und sich erst an die Bedingungen und neuen Lebensmittel gewöhnen muss. Gewürze wie Kurkuma, Koriander und Kreuzkümmel sind da top, aber auch Zimt und Nelke.
Und ein Mittel dass ich immer beim Reisen dabei hab, ist „Iberogst“ aus der Apotheke. Das ist Tinktur aus natürlichen Kräutern und hilft Wunder gegen alles was mit Magen/ Darm zu tun hat. Dann spart man sich unangenehme Überraschungen im Urlaub. Ich hatte in meinen ganzen Asien Reisen nie Probleme und ich hab wirklich alles gegessen, mit Vorliebe local Streetfood. 😉
Also mein Fazit nach den ersten Tagen in Costa Rica: Ich werde nicht verhungern! 😉

All that being said – ironischer Weise habe ich beschlossen hier hin und wieder Eier zu essen, wenn ich welche in Bio finde. Aber einfach nur deshalb weil mein Körper gerade danach fragt. Was ich ernst nehme, weil ich die letzten zwei Jahre gar keine Eier sehen konnte. Gesunde Ernährung ist mehr als ein Konzept. Der Körper hat in unterschiedlichen Situationen und Umfeldern andere Bedürfnisse. Und gerade beim Reisen verändern sich diese schnell und zusätzlich kommt man oft in die Situation, dass Dinge am Tisch stehen, die man normal nicht essen würde. Zum Beispiel wenn man wo eingeladen wird. Für den inneren Stresslevel ist es da manchmal sehr gut sich etwas zu öffnen was seine Gewohnheiten angeht. Kulturen lernt man am Besten übers Essen kennen. Für die kulturelle Erfahrung kann man ja dann mal das eine oder andere probieren, was man sonst nicht essen würde.
Und wie schon gesagt, Reisen öffnet den Horizont, und challenged oft die eigenen Weltansichten. Und Reflexion ist immer gut – nicht nur wenns ums Essen geht. 😉

Mittlerweile bin ich nach 3 Strandtagen in Dominical, mitten im Dschungel in der Nähe von San Ramón angekommen. Auf der Permakulturfarm von einer Bekannten aus Österreich und ihrem Mann. Hier werde ich drei Wochen mithelfen und den Regenwald genießen. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag. 😀