El gran contraste
Ernähr ich mich zu clean?
Heute ist mein letzter Tag auf der Finka von Manuela und Guillermo.
Es war wunderschön, aber ich freu mich auch aufs Meer… denn mein nächster Stopp ist Puerto Viejo auf der südlichen Karibikseite. 😀
Costa Rica hat bisher schon so einiges in mir bewegt. Die Kraft der Natur, der Regen und die Hitze, die Stille, das Waldkonzert, das Meer, der Wasserfall, das gute Obst, die Tiere und die lieben Menschen.
Ein Thema was mich die letzten Wochen sehr beschäftigt hat ist der große Kontrast, den man in Costa Rica erlebt. Das habe ich noch in keinem Land so gespürt wie hier.
Dieser Kontrast ist für mich ein wunderschöner Spiegel für den Rest der Erde.
Einerseits kann man hier sehen was alles möglich ist, wenn es um Umweltschutz geht gibt Costa Rica echt Hoffnung und zeigt wie es geht. Andererseits zeigt sich auch dass wir noch Lernpotential haben. Denn abseits der Nationalparks wirkt Monsanto und Co. wie ein Bandwurm. Costa Rica ist eines der Nr. 1 Nutzer von Pestiziden pro Kopf.
Wie passt das zusammen?
Kaum ein Land hat so eine Vielfalt an Natur und so viele Naturschutzgebiete wie Costa Rica. Deshalb bin ich hier. Um echte Natur zu erleben und mich an ihrer Fülle an Obst und Gemüse zu erfreuen. Hier wurden bisher alle Erwartungen erfüllt. Costa Rica ist wunderschön und ist aus so vielen Gründen ein bemerkenswertes Land, von dem sich so einige andere was abschauen können. Schon seit den 60er Jahren wird hier Natur gezielt beschützt und das merkt man an der Fülle von Wäldern und den vielen Tier- und Pflanzenarten. Costa Rica ist ca. so groß wie die Schweiz, hat nur knapp über 5 Millionen Einwohner aber beherbergt 5% aller Tier-und Pflanzenarten der Erde!! 30% der Fläche stehen unter Naturschutz, 98% der Energie wird aus erneuerbaren Quellen gewonnen. Ich mein, dass ist doch wirklich ultra cool!
Und das obwohl Costa Rica früher das Land mit der stärksten Abholzung war. Hauptsächlich wurde Wald für die Viehwirtschaft zerstört. Damals waren zuletzt nur noch 21% des Landes mit Wald bedeckt. Jetzt ist der Regenwald zurückgekehrt und es wird immer mehr. 60% Wald soll es werden. Weiters verzichtet Costa Rica seit 1949 auf eine Armee und investiert das Geld stattdessen in Bildung und das Gesundheitssystem. Vermutlich ist Costa Rica hauptsächlich deshalb eines der wohlhabendsten und am „weitesten entwickelten“ Länder Lateinamerikas.
Trotzdem oder gerade wegen der Geschichte des Landes, gibt es hierzu aber eben einen riesen Kontrast. Die Bewusstheit über die Bedeutung von ökologischem Anbau und Offenheit zu alternativen Ansätzen ist generell sehr gering. Es gibt zwar viele Projekte, wie das Permakultur-Projekt auf dem ich gerade mithelfe(Jungle Hub), diese sind aber meist von Expats geführt. Auf einem der größten Wochenmärkte des Landes in San Ramón, stellt genau ein einziger Biobauer aus.
Zusätzlich werden viele regionale Produkte kaum genutzt. Stattdessen werden viele Schätze des Landes exportiert und amerikanisches Junkfood importiert. Zum Beispiel findet man in dem Gebiet wo ich jetzt gerade bin nur sehr schwer Kakao. Schokolade kommt von irgendwo und kostet daher unglaublich viel.
Vegetarisch oder sogar vegan ist abseits der Tourismusgebiete fast ein Fremdwort. Überall wo man hinschaut wird Fleisch verkauft. Vom bewussten Ökoparadies, das ich naiverweise erwartet habe, ist man Costa Rica noch etwas entfernt. Irgendwie sehen die Costa-ricaner ihren eigenen Wert nicht ganz und leider steht Amerika ein bissl zu sehr auf einem goldenen Thron. Die USA als Vorbild zu betrahten ist meiner Meinung nach nicht immer die beste Idee, vor allem wenn es um Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie geht. Naja.
Zugegeben, es ist schwierig in einem tropischen Land Gemüse anzubauen. Alles hat 2000 Fressfeinde und invasive Pflanzen wachsen so schnell, das man fast zuschauen kann. Aber es gibt Beispiele dafür, dass es funktionieren kann, ohne Chemie und Monokultur. Letzteres ist eines der Hauptfaktoren warum Pflanzen geschwächt sind und deshalb noch anfälliger für „Schädlinge“ sind. Wodurch sie wieder mehr Pestizide benötigen um zu überleben.
Natur braucht Vielfalt damit sie stark ist.
(Dazu kommt denk ich bald ein eigener Beitrag) 😉
Manchmal frage ich mich ob ich zu penibel bin oder gar zu wenig abgehärtet für diese Welt, die nun mal so ist wie sie gerade ist…
Für mich ist die Sache mit der Spritzerei tatsächlich eine größerer Herausforderung beim Reisen, als mich on the Road vegan und glutenfrei zu ernähren.
Mal Eier essen oder gar ein Stück Fleisch essen wenn ich wo eingeladen bin, ist etwas, dass ich mir gut mit mir ausmachen kann. Aber das Wissen, dass ich „Leben“smittel esse die mit Schadstoffen behandelt sind und zudem vermutlich kaum Nährstoffe haben, macht mir einfach keinen Spaß. Selbst hier auf dem Permakulturhof haben wir leider nicht ausschließlich biologische Lebensmittel zur Verfügung, weil der Garten noch im Aufbau ist und daher nicht alles Obst und Gemüse zur Verfügung stellt, das wir brauchen. Das Thema liegt mir nicht nur aus umwelttechnischen Gründen am Herzen, sondern auch aus gesundheitlicher und kulinarischer Sicht. Weil Gemüse und Obst, das totgespritzt und auf kaputten Böden ohne Nährstoffe angebaut wird, ist nicht nur leer von den Dingen die unser Körper braucht, es macht zusätzlich wirklich krank und schmeckt auch nach nix. Ich bin mittlerweile so sensibel was Nahrungsmittel angeht, ich schmecke und fühle den Unterschied. Vor allem wenn man den direkten Vergleich mit Gemüse aus dem Garten hat.
Es gibt zum Glück schon ganz viel Bewusstheit auf diesem Planeten und viele Projekte und Initiativen die darauf hinarbeiten Wege zu finden wie auch eine großangelegte Landwirtschaft mit weniger Gift gelingen kann. Durch Beobachtung der Natur und dem Willen von ihr zu lernen, anstatt zu versuchen sie zu „optimieren“.
Denn wir wissen es nicht besser. Punkt. Das haben wir in den letzten Jahrzehnten zu genüge bewiesen. Es gibt Berechnungen, dass wir noch ca. 60 Jahre fruchtbaren Boden übrig haben, wenn wir so weitermachen. Denn Chemie und Monokulturen machen die Böden kaputt. Irgendwann wirkt auch der Stärkste Dünger nicht mehr.
Alles in allem denke ich Costa Rica ist auf einem guten Weg, und ich bin gespannt wie es weitergeht.
Und nein, mein Fazit ist, ich ernähre mich nicht zu clean.
Ich liebe es auf meinen Körper zu hören und ihm so gut es eben möglich ist, nur natürliche Lebensmittel zuzuführen. Auch wenn das bedeutet, dass ich beim Reisen immer etwas eingeschränkt sein werde, was essen angeht. Für mich ist es wichtig, bei diesem Thema nicht wegzuschauen und Verantwortung für mich und meinen Körper zu übernehmen.
Ich bin gespannt auf Puerto Viejo und ein die Karibikluft. Besonders freue ich mich auf den Wochenmarkt dort, wo es anscheinend eine große Bioauswahl gibt. Außerdem gibt es auf der Ostseite des Landes im Gegensatz zu hier viel Kakao!! 😀 Juhu!
Ich werde berichten…
Und für alle die mal eine Auszeit brauchen vom Alltag und für nächstes Jahr noch eine Urlaubsidee brauchen: Hier auf der Farm gibt es jetzt neu die Möglichkeit Jungle Retreats zu buchen. Ich war Teil der ersten Ausgabe als Helferin und fands wirklich wunderschön. 6 Tage Natur, gutes Essen, Wasserfall-, und Permakultur Tour, tägliche Meditationen und viel Ruhe und Zeit für sich selbst.
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